Dienstag, 3. September 2013

Vulkane, Gletscher und ein bisschen Stadt

Corvallis/Orgeon
Nach soviel Ferien ist es Zeit für ein wenig Arbeit. Auf nach Corvallis an die Oregon State University oder OSU, wie sie hier jeder nennt. Weil für die Studenten noch Sommerferien sind, liegt das kleine Städtchen im Sommerschlaf, es ist warm und sonnig und leer. Die verbliebenen Einwohner radeln die Schachbrettstraßen entlang, immer geradeaus bis zum nächsten Biosupermarkt. Meine Lunch-Pizza ist komplett organic, samstags bis mittwochs glutenfrei und damit voll im Trend. Local ist ein umsatzförderndes Zauberwort ohne das hier gar nichts läuft. Ist es die Nähe zur Hipsterstadt Portland in Oregon? Oder sind die Studenten schuld? Ich weiß es nicht und radle fröhlich grinsend in meinem braunen Wollpulli auf einem geliehenen Hollandrad zur Uni.

Meine Gastgeber sind die beiden Couchsurfer Gregg und Steph, selber begeisterte Radler und Mountainbiker, Neuseelandliebhaber und Besitzer der fröhlich-verspielten Cattledog-Pitbull-Mix-Hündin Brandy. Nach stundenlanger Laborarbeit entführen sie mich per Mountainbike in die nahen Berge und einer anstrengenden Strampelei bergauf mit toller Aussicht auf Stadt und Umland folgt eine halsbrecherische adrenalinreiche Fahrt bergab. Erst hinterher stelle ich fest, dass der Berg der gefühlten tausend Höhenmeter den wenig beeindruckenden Namen Dimple Hill trägt.

Weil man es mit Arbeit ja nicht übertreiben soll und ja außerdem Sommerferien sind, werde ich nach drei Tagen von Lucy eingesammelt, eine alte Neuseelandbekannte, mit der aus einer Mitfahrgelegenheit ein mehrmonatiger Roadtrip wurde. Vier Jahre später wollen wir ihn in einem neuen Land auf einem anderen Kontinent fortsetzen: Auf geht es.

Cascades (Oregon und Washington)
Mit zwei dicken Rucksäcken auf der Rückbank und dem Kofferraum voller Campingausrüstung ist Lucys Honda schon voll, bevor der Trip überhaupt begonnen hat. Gen Osten fahren wir der ersten Hügelkette entgegen und haben schon nach kurzer Zeit im Willamette National Forest keinen Radioempfang mehr. Die Stille füllen wir mit dem Versuch, die letzten vier Jahre per Geplapper aufzuholen und einen groben Plan für die nächsten Wochen zu entwerfen. Zwischendurch sorgt ein Bad im See für Erfrischung und die Entdeckung eines ganzen Brombeerwaldes am Seeufer schafft nicht nur dem Heißhunger Abhilfe, sondern sorgt außerdem für sehr lila Finger, zerkratzte Gliedmaßen und einen ganzen Eimer Brombeeren. Was wir damit wollen und wie lange sich ein Eimer Brombeeren in einem Kofferraum hält – zweitrangig, vielleicht kann man ja per Campingkocher Marmelade kochen?

Nachdem die Hügel hinter uns liegen und wir durch ein kleines Örtchen mit dem herzerweichenden Namen “Sweet Home” gedüst sind, erreichen wir Bend, ein Städtchen, das überwiegend durch die mangelnde Größe seines Stadtzentrums auffällt. Immerhin sieht es tiptop aus und der gepflegte Stadtrasen ist so schick, dass man darauf Golf spielen könnte. Außer der örtlichen Brauerei – voll lokal – gibt es wenig Anziehungspunkte, was nur insofern ein Problem darstellt, weil man auf einem Roadtrip ja nunmal meist viel Auto fährt. Mit Bier im Kofferraum statt im Magen testen wir unsere Navigationsfähigkeiten bei der Durchquerung von Portland und campen schließlich irgendwo im Stockedustern am Fuße des Mount Hood, der erste von vielen Vulkanen in den Cascades.

So nah sind wir am Mount Hood, dass man ihn gar nicht sieht von dem Gewirr aus Hügeln, Wäldern und Seen an seinem Fuß. Morgens ein Bad in spiegelglattem Wasser, dann geht es weiter, auf vier Rädern die kargen braunen Hänge des Vulkans empor. Mehrere hundert Meter aufwärts wird auf einem Schneefeld fleißig Ski gefahren und während wir in T-Shirt und Shorts spazieren gehen, kommen uns Ski-bepackte Menschen in Jacke, Schneehose und schweren Stiefeln entgegen. Dieser seltsamen Kulisse entflüchten wir und versuchen unser Glück am nächsten Vulkan: Mount St. Helens, der die USA und den Rest der Welt bei einem großen Ausbruch 1980 schwer erschreckte. Staunend klettern wir durch von Schlammlawinen freigewaschene Flussbetten, eine Höhle aus einem mehrere Kilometer langen Lavatunnel und Hügelhänge, die bis zum Horizont mit umgepusteten Bäumen gespickt sind. Bei einer langen Tageswanderung erklimmen wir den Rand des großen Lochs, das sich bildete als eine ganze Bergflanke beim Ausbruch kollabierte und gen Tal rauschte. Durch Asche und Geröll kraxeln wir aufwärts, einem Schritt vorwärts folgt ein halber rückwärts, die Asche rutscht, ich habe Sand zwischen den Zähnen. In der Ferne weiße Punkte verteilt über die Vulkanflanke, beim näheren Hinsehen entpuppen sie sich als Big Horn Sheep, wilde Schafe, deren Lebensraum bedroht ist. Unsere 6-Meilen-Wanderung ist irgendwie eher eine 10-Meilen-Wanderung als wir mit müden Füßen und dreckig paniert in einer Mischung aus Sonnencreme und Asche das Auto erreichen.

Seattle/Washington
Seattle ist grün und der Himmel graublau und so ganz ohne Regen überhaupt nicht wie Seattle. Mit Jakub und Dawid ein Bier im Garten von Jakubs Eltern, ein herrlich entspannter Segeltörn auf dem großen Lake Washington mit Jakubs Vater, während um uns herum das Stadtleben braust. Kichernd stehen wir fassungslos vor der Gum Wall, ein aus Kaugummi geschaffenes und von Passanten ständig erweitertes Stück Streetart, das einer Mischung aus Minze und süßlichem Bubble Gum vor sich hinduftet. Wir streunern durch Pike Place Market, eine Ansammlung aus Ständen, Buden und Läden über mehrere Stockwerke in einem länglichen Haus am Ufer der Elliott Bay und von dort zum nächsten Park, wo im Rahmen des “Hempfests” einige Openair-Konzerte stattfinden. Eine lustige Mischung Mensch mit latent gläsernem Blickgenießt die neugewonnene Freiheit, dass in Washington Marihuana legalisiert wurde. Abends trinken wir alle zusammen mit Sarah und der frisch eingetrudelten Maren ein Bierchen und spielen das Spiel “Wie lange können wir Maren schweigend angucken, bis sie merkt, dass sie gerade vor Jetlag eingeschlafen ist?”

Kanufahren, Kaffee trinkend in der Sonne liegen, durch grüne Parks schlendern. Im Sonnenuntergang am Strand einem Konzert lauschen und dabei Marshmallows überm Lagerfeuer rösten, die mit Crackern und Schokolade in Amerikas leckersten Grillnachtisch verwandelt werden: S'mores, die so heißen, weil man danach immer noch some more möchte. So wie wir some more Amerika.

Dienstag, 13. August 2013

Neu-englische Episoden

Portland/Maine
Sage und schreibe sieben Jahre nach einem Schüleraustausch und darauffolgenden Besuch bin ich erstmals wieder in Maine, es ist der erste Sommer nach zwei sehr goldenen Herbsten mit in allen Rottönen schimmernden Bäumen. Anders ist es und doch so vertraut. Warm und sonnig, die Stadt brummt, alle Welt ist auf den Beinen, im Wasser, auf Fahrrädern unterwegs oder im Auto sitzend auf dem Weg in die Ferien, große Kanus aufs Dach gebunden. Das letzte Mal noch zu jung um Bier zu trinken, genießen wir dieses Mal ein Glas Wein in Tricias und Angus' eigenem Haus und fühlen uns sehr erwachsen.
Radeln durch das Zentrum und zum Strand, Bummeln durch viele kleine süße Geschäfte, die mir noch nie in dieser Masse aufgefallen sind. Ein Kaffee in unserem alten Stammcafé, eine neue Lieblingseisdiele mit unglaublich vielen Sorten, die man allesamt probieren darf, bevor man sich jemals entscheidet und einer Portion, die eine echte Herausforderung für die Größe meines Magens darstellte. Abends Käsespätzle in Erinnerung an frühere Kochversuche mit einem Nudelsieb, diesmal mit einer richtigen Spätzlereibe.
Wiedersehen mit Tricias Eltern, die uns zu leckerem italienischen Essen ausführen, das Gefühl, als wäre man nie weggewesen.



White Mountains/New Hampshire
Wandern zum Glen Boulder, ein nicht furchtbar langer aber knackiger Weg. Wir kraxeln über riesengroße Steine, springen über Baumwurzeln, klettern bis zur Baumgrenze, nur um darüber noch weitere Bäume zu finden. Gigantische Aussichten über sanfte Berge und Bäume bis zum Horizont, eine Straße schlängelt sich unten durchs Tal, Blaubeeren wachsen in den Büschen. Wir sitzen picknickend unter dem Boulder und beobachten eine finstere Regenwolke, die aufzieht um genauso schnell zu verschwinden wie sie gekommen ist und der Sonne das Feld zu überlassen. In strahlendem Sonnenschein klettern wir später über eine Eisenbahnbrücke zu einer Schwimmstelle im Fluss, herrlich erfrischend mit eingebauter natürlicher Wildwasserrutsche über einige ausgewaschene Granitfelsen. Trocknen auf den warmen Steinen, wer braucht schon ein Handtuch?





Cape Cod/Massachusetts
Einer Familienzusammenführung verdanken Tricia und ich eine Einladung nach Cape Cod, einer schmalen Halbinsel südlich von Boston, bedeckt von Dünenhügeln, flachen Lagunen, Strandgras und Feriensiedlungen. Hat man sich erst einmal durch den Ferienverkehr gekämpft, möchte man nie wieder weg. Zu zweit übernachten wir in einem winzigen süßen Cottage, vollgestopft mit allem, was man braucht und jeder Menge lustigen Dekogegenständen. Abends sitzen wir auf einem größenmäßig angeglichenen klitzekleinen Holzdeck und trinken kühlen Weißwein, während die Sonne langsam in den Schleierwolken verschwindet, die sich am Horizont gebildet haben. 





 Vielleicht hätten wir Verdacht schöpfen sollen beim Anblick der Schleierwolken – eine breite Palette verschiedener Grautöne prägt den nächsten Tag. Bei einer weiten Radtour entdecken wir Seehunde am Strand, mit riesengroßen Köpfen und neugierigen Augen tauchen sie – plop – neben uns auf, während wir durch knietiefes Wasser die Sandbank entlangwaten. Als die Flut kommt, rauschen hundert große graue Seehunde gleichzeitig ins Wasser und wir beinahe auch, weil die Lücke zwischen Sandbank und Strand doch inzwischen tiefer ist als erwartet. Von Wasser von unten, von oben und später von allen Seiten lassen wir uns nicht entmutigen, erklimmen im Sturm den Denkmalturm der ersten Siedler, retten uns in ein Café, schlendern durch den Ort und lachen später in großer Familienrunde über Tagesangebote mit halben Portionen zum reduzierten Preis. 


Boston/Massachusetts
In Boston ist der Teufel los, Autos und Menschen überall und vor dem Aquarium stehen die Leute Schlange wie sonst vorm nur vorm Pariser Louvre oder Londons Madame Tussauds. Bewaffnet mit Iced Coffee schlendern Tricia und ich durch kleine Geschäfte und Parks, die Atmosphäre des warmen Sommertags genießend. Nach abendlicher Pizza und platten Füßen wagen wir uns zu Mike's Pastry, ein Laden, der ostküstenweit für seine Cupcakes, Cookies und weitere süßen Schweinereien bekannt ist – und noch nie so voll war. Draußen stehen die Menschen den Bürgersteig entlang, während drinnen in einem Wahnsinnstempo Kekse und cremegefüllte Waffeln in große Pappschachteln verpackt werden. Glücklich geht es mit ebendiesen Kisten unterm Arm weiter, einmal in die U-Bahn zum Prudential Center von dessen Bar im obersten Stock uns die Stadtlichter glitzernd zu Füße liegen. Prost, klonk, machen die Mojitogläser aneinander, auf ein hoffentlich baldiges Wiedersehen.








Dienstag, 6. August 2013

Schwarzer Strand und übers Meer

Da war ich nun also, auf der anderen Seite des Vulkans, und eine seltsame Lethargie überfiel mich. Die Beine waren müde, der Kopf auch, soviele neue Eindrücke. Noch ziemlich genau 24 Stunden, dann würde ich mich zurück auf den Weg nach Reykjavik machen müssen. 24 Stunden, 1 Tag, noch das ganze Land vor sich und die Qual der Wahl. Was mache ich mit dieser Zeit? Versuche ich noch möglichst weit nach Osten zu reisen, bis hin zum Skaftafell Nationalpark womöglich, zum Svartifoss und den wunderschönen Säulenbasalten? Oder ist das Quatsch, weil ich die ganze Strecke eh wieder zurückfahren muss? Also lieber in der Gegend bleiben? Aber bei diesem Nebel? Was tun? Und überhaupt?
Ein Kampf zwischen dem Bedürfnis sich bei diesem Nebel einzumummeln und gar nichts zu tun und der Gewissheit, dass das die Traurigkeit nur verstärken würde, schon wieder loszumüssen, nicht weiterzufahren an der Südküste, mehr zu entdecken.

Manchmal hilft das Schicksal. Das Glück. Oder vielmehr das mangelnde Glück. Denn diesmal ließ mich der Zauberdaumen fast im Stich.
Frierend stand ich an der Ringstraße und ein ums andere Auto sauste entweder vorbei oder bog ab zum Skogarfoss, von dem ich nun gerade wegwollte. Ich versuchte es mit Lächeln und freundlichem Gesicht. Die Leute winkten und fuhren weiter. Ich guckte möglichst verzweifelt und frierend, kein Problem zu dem Zeitpunkt, und hielt meinen Daumen extra hoch in die Luft. Die Leute fuhren mit hochgereckten Daumen an mir vorbei. Ich guckte neutral und die Leute zeigten keine Regung, während sie an mir vorbeibrausten. Eine halbe Stunde später hatte immer noch kein Auto angehalten und ich fragte mich, was zur Hölle hier denn los ist. Strategisch günstiger Ort an gut befahrener Straße. Autos schnell, aber nicht zu schnell. Platz zum Anhalten. Nur eine Person als Anhalter, gut sichtbar aufgestellt. Kurz bevor ich ernstlich darüber nachdenken konnte, ob es helfen würde auf die Knie zu fallen und die Hände bittend gen Himmel zu recken, hielt dann doch endlich ein Auto an und ein italienisches Pärchen nahm mich ein Stückchen mit. Es folgte binnen gewohnt kürzester Zeit ein tschechisches Pärchen und schon war ich in Vik. Mein Vertrauen in den Zauberdaumen war wiederhergestellt.

Viel werde ich gefragt, warum ich das tue, als Frau, allein und überhaupt. Weil es eine gute Sache ist, sage ich dann und meine es auch. Ohne Hitchhiking wäre alleine reisen zwischendurch ziemlich öde. Es ist ein bisschen wie Couchsurfen mit Auto statt Couch. Wie Kaffeetrinken mit wildfremden Leuten, wie Reisegeschichten austauschen zwischen Tür und Angel. Manchmal hat man sich viel zu erzählen, manchmal nicht, beides ist okay. Seien wir ehrlich, wir verbringen den größten Teil unseres Alltags mit Leuten, mit denen wir ziemlich viel gemeinsam haben: Wir machen die gleichen Sachen, kennen die gleichen Leute, arbeiten dasselbe, hören ähnliche Musik und machen den gleichen Sport. Das ist nett. Und es ist bequem. Ist es interessant? Eigentlich nicht. Per Anhalter reisen ist das Gegenteil. Es ist nicht immer bequem. Aber es ist immer interessant, weil man sich - wenn auch nur kurz - mit Leuten beschäftigt, mit denen man sonst vielleicht nie etwas zu tun haben würde.
Ein weiterer Grund? Ich möchte gerne in einer Welt leben, wo man sich ohne Sorge an den Straßenrand stellen kann und sich von jemandem mitnehmen lassen kann, der in die gleiche Richtung fährt. Je kleiner die Anzahl der Leute, die per Anhalter reisen, desto größer der Prozentteil der Leute, die irgendwie schräg sind - und desto größer der Prozentteil der Merkwürdigen unter denen, die einen mitnehmen. Wenn mehr normale Leute hitchhiken, dann nehmen einen vielleicht auch mehr normale Leute mit und niemand müsste sich mehr Sorgen machen. Es ist wie mit dem Fahrradfahren: In Ländern, wo alle per Rad unterwegs sind, ist Radfahren sicherer als dort, wo für Radler kein Platz auf Straßen ist. Deshalb: Fahrt Rad, reist per Anhalter, nehmt Anhalter mit, damit es irgendwann das normalste der Welt ist.

In Vik war es inzwischen Abend und das Problem der Weiterreise oder nicht-Weiterreise hatte sich erledigt. Stattdessen schlenderte ich etwas durch den Ort, beziehungsweise die drei Straßen aus denen der Ort besteht und setzte mich an den Strand, um von dort eine Gruppe Papageientaucher zu beobachten, für die die Gegend so bekannt ist. Munter tauchten sie im flachen Wasser umher auf der Suche nach Nahrung und völlig unvorhersehbar tauchten sie erst Minuten später an ganz anderer Stelle wieder auf, nur um sofort wieder zu verschwinden. Das einzige, was man von ihnen sieht, ist das schwarze Federkleid mit der weißen Brust und manchmal blitzt ein roter Schnabel in der Abendsonne, während die Wellen stetig an den schwarzen Strand rollen. Warum schwarzer Strand? Weil nur dunkler Basalt in der Gegend vorkommt und aus zerkleinertem dunklen Gestein kein weißer Sand werden kann.


Am Morgen werde ich von Vogelgeschrei und dem dumpfen Geräusch von Welle auf Strand geweckt - und davon, dass erstmals seit ich in Island bin, die Sonne so stark auf das Zelt brutzelt, dass es fast ein bisschen zu warm darin wird. Zum Abkühlen laufe ich zum Strand und stecke einen Zeh ins Wasser - das ist ausreichend, um schlagartig wach zu werden und abzukühlen, denn das Meer ist lausig kalt. Danach machte ich mich an die Organisation eines Kindheitstraumes, nachdem ich endlich mein Telefon überreden konnte auch isländische Festnetznummern anzuwählen.


Zwei Stunden später saß ich quietschvergnügt auf Vænting, einer sehr gehfreudigen Grauschimmelstute, und ritt zusammen mit Cecilie am Strand entland. Cecilie, Dänin und frischgebackene Abiturientin mit wenig Plan, was sie nun machen will, macht in Island so ungefähr das, was ich in Neuseeland auf der Farm gemacht habe, nämlich Hofarbeit und Ausritte leiten. Im Tölt geht es den menschenleeren Strand entlang, an dessen Ende die Papageientaucher auf einigen Felsen brüten und aufgeregt durch den Himmel flattern. Tölt, die berühmte vierte Gangart der Islandpferde, ist ungefähr so schnell wie Trab, aber um Längen gemütlicher. So gleiten wir über den schwarzen Sand und ich habe das Gefühl, dass ich für immer so weiter reiten könnte.



Glücklich, beseelt und völlig sonnenverbrannt setzt mich Cecilie zwei Stunden später wieder an der Ringstraße ab. Diesmal übertrifft sich der Daumen selbst, schon das erste Auto hält an und nimmt mich fast die ganze Strecke nach Reykjavik mit, während ich mit meinem Riesenrucksack auf dem Schoß eingeklemmt zwischen lauter Koffern auf der Rückbank hocke. Ja, bequem ist hitchiken wahrhaftig nicht immer. Die zwei netten Berliner im zweiten Auto fahren mich sogar bis zum Campingplatz, als Revanche dafür, dass jemand das bei ihrer Ankunft in Island auch mit ihnen gemacht hatte. Eine kurze Nacht später sitze ich im Bus zum Flughafen. Noch kurz Island von oben sehen, dann geht es weiter, ein neues Land, ein neues Ziel, ein neuer Kontinent, eine neue Etappe auf meinem langen Weg gen Westen. Aber keine Sorge, Island, ich komme wieder...


Samstag, 3. August 2013

Feuer und Eis

Island ist als die Insel aus Feuer und Eis bekannt und genau das wollte ich sehen. Auf zum "Goldenen Kreis" also, dem ersten Anlaufpunkt aller Islandurlauber außerhalb von Reykjavik. Um zumindest irgendetwas anders zu machen als die Masse der Touristen, wählte ich immerhin ein anderes Transportmittel: Mr. Daumen. Der Zauberdaumen hatte mir in Neuseeland schließlich schon aus der Patsche geholfen und nun hatte er die Chance sich auf der Nordhalbkugel zu beweisen. Und wenn schon nicht in Island, dem Land mit der geringsten Kriminalitätsrate der Welt und Wasser ringsherum, wo zur Hölle sollte man sonst gut per Anhalter reisen können?

Gesagt, getan. Meine Bemühungen aus Reykjavik herauszukommen wurden von Tómas, Exilpole, Wahlisländer und der erste, der mich mitnahm, mit Gelächter kommentiert. Ich stünde an der völlig verkehrten Straße und dann auch noch in der falschen Richtung. Aha, das kommt also dabei heraus, wenn man versucht über den Kartenrand der begrenzten Stadtkarte hinaus zu extrapolieren. Netterweise versorgte er mich nicht nur mit einer weitaus besseren Karte, sondern fuhr mich gleich auch noch ein ganzes Stückchen in die richtige Richtung, um mich an einem strategisch günstigen Platz auszusetzen. Der Platz war so günstig, dass es keine drei Minuten dauerte bis mich zwei Schweizerinnen einsammelten, beide Islandpferdeliebhaberinnen und auf dem Weg zu einer Freundin, ebenfalls Islandpferdeliebhaberin und außerdem im Besitz ebensolcher. Auf dem Weg wollten sie noch kurz Þingvellir einen Besuch abstatten - wie ich auch. Der Ort mit dem komischen Buchstaben wird Thingwedlir (mit englischen "th") ausgesprochen und ist der Ort eines der ältesten Parlamente der Welt, bei dem sich die Stammesanführer aus allen Teilen des Landes regelmäßig trafen und Gesetze beschlossen. Für diesen historisch bedeutsamen Platz suchten sie sich ausgerechnet ein auch geologisch spannendes Gebiet aus, nämlich das normalerweise tief im Ozean verborgene Riftsystem an dem die amerikanische und europäische Kontinentalplatte auseinanderdriften und das hier an Land zu sehen ist. Ob die das wohl geahnt haben, die alten Wikinger? 
Am Aussichtspunkt angekommen erstreckte sich vor mir eine weite grüne Ebene mit vielen kleinen Flüsschen, Gräben, Furchen und Klüften und dem angrenzenden See Þingvallavatn. Ich wanderte eine Runde durch die Gegend, bestaunte den mit Geldmünzen bedeckten Boden in der Peningagjá (Geldspalte), die klitzekleine Kirche Þingvallakirkja und den rauschenden Öxarárfoss, einen kaskadenartig herabstürzenden Wasserfall.



Weiter ging es zum nächsten Punkt des "Goldenen Kreises", der von Barry und Becky im nächsten mitfühlenden Auto in das "Goldene Dreieck" umgetauft wurde. Das englische Pärchen hatte gerade Job und Sesshaftigkeit an den Nagel gehängt um mit unbestimmten Ende über Island nach Alaska, Kanada, USA und weiter gen Süden zu reisen. Für die nächste Stunde war jedoch erstmal nur Geysir angesagt. und zwar DER Geysir, Namengeber aller Geysire dieser Welt. Leider spuckt er seit 2000 nur noch sporadisch Wasser in die Luft, weshalb sich die Tourischaren stattdessen auf Strokkur stürzen, der alle 6-10 Minuten für Spektakel sorgt und damit deutlich zuverlässiger ist. Das Ergebnis war eine enorm kurze aber in der Höhe ziemlich ordentliche Fontäne. Wie an allen drei Stationen des Kreises, Dreiecks, halben Sechsecks oder wie auch immer, war auch hier das Phänomen zu beobachten, dass nach einer langen Fahrt durch absolut menschenleere, unglaublich weite und schier endlose Landschaften aus dem Nichts eine plötzliche Ansammlung von Menschen, Autos und Bussen auftaucht, die genauso schnell verschwunden ist, wenn man wieder weiterfährt. Es hat fast etwas gespenstisches.

"B & B" fuhren mit mir dann auch gleich weiter zum Gullfoss (sprich: Güdlfoss), ein riesiger breiter Wasserfall, der in zwei Etappen mit donnerndem Getöse in eine Schlucht stürzt. Dank Sonnenschein überspannte ihn ein in allen Farben funkelnder Regenbogen und das aufstiebende Wasser glitzerte wie Silbertropfen in der Luft. Fast genauso gut waren die amüsanten Versuche vieler Touristen, gleichzeitig ihre teure Fotoausrüstung vor dem Wasser zu schützen und möglichst gute Fotos zu machen, resultierend zumeist in merkwürdigen Verrenkungen mit der Regenjacke über der Kamera und wüsten Flüchen, weil doch wieder irgendein Zipfel im Bild hing.


Die beiden Engländer nahmen mich netterweise auch noch ein ganzes Stück bis zum nächsten Städtchen (eher Dörfchen) auf der Ringstraße mit. Während sie noch ein ganzes Stück weiter fahren wollten, machte ich es mir in Hella (Hedla) auf einem Campingplatz mit idyllischer Flussaussicht gemütlich und schmökerte in meinem Buch, während mein Abendessen auf dem guten Trangiakocher brutzelte - und natürlich anbrannte, wie immer. Dem großartigen Geschmackserlebnis von Tütennudeln tat das allerdings keinen Abbruch.


Auch am nächsten Tag war mir der Daumen und das Glück hold. Dank gleich zweier französischer Familien landete ich ziemlich schnell und ziemlich fröhlich am Seljalandfoss, ein weiterer Wasserfall, diesmal aber mit dem Extra, dass man hinter ihm durchlaufen kann, was zugegebenermaßen schon ziemlich cool ist. 



Die nächste Etappe bedeutete das nächsthöhere Level in meiner Daumen-Aktion: Man versuche ein Auto zu finden, das einen über eine Schotterstraße mit mehreren Flussquerungen in die totale Wildnis namens Þorsmörk fährt. Level 2 dauerte exakt 5 Minuten, dann hielt bereits ein weiterer Franzose mit geländetauglichem Auto. Pierre ist nicht nur Erdkundelehrer auf La Réunion, sondern auch Hobbygeologe und auf der Suche nach Asche vom Ausbruch des Eyjafjallajökull (sprich: Eyjafjadlajöküdl), die er haben wollte, einfach nur weil es ziemlich cool ist Asche vom Eyjafjallajökull zu haben und sei es auch nur um bei der Gelegenheit damit anzugeben, dass man den Namen richtig aussprechen kann. Eine wilde Fahrt begann mit ziemlichem Gepolter durch das riesige breite Flussbett voller Schotter, durch das sich mehrere kleinere Flüsse schlängelten. Zwischendurch kamen uns Geländewagen entgegen, die direkt dem Film Transformers hätten entstiegen sein können, riesenhafte Geschosse mit Rädern so hoch wie die Seitentür unseres kleinen Autoleins. Den Mangel an Größe versuchte Pierre durch engagiertes Fahren wieder wettzumachen, bis er so engagiert durch einen Fluss fuhr, dass eine volle Woge Flusswasser durch das Beifahrerfenster platschte und ich ziemlich gebadet wurde. Die darauffolgende Woge aus Entschuldigungen, gefolgt von meinem belustigten "Ist doch nicht so schlimm..." ebbte erst ab, als sich das nächste Monster auf vier Rädern von vorne näherte und Pierre sich wieder auf die "Straße" konzentrieren musste.


Irgendwann waren wir dann endlich am Ende der Geröllpiste angelangt, von wo aus der Wanderweg starten sollte, mit dem ich die nächsten zwei Tage verbringen wollte. Mit meinem gefühlt viel zu vollen Rucksack stapfte ich also durchs Gebüsch und über Geröll, immer den Holzpflöcken folgend, die den Pfad markierten. Der kleine Trampelpfad schlängelte sich in immer größeren Höhen am Rand einer Schlucht entlang, von der man eine sagenhafte Aussicht in das Flusstal auf der einen Seite und Gletscher Myrdalsjökull auf der anderen Seite hatte. Unter dem Myrdalsjökull lauert die Katla, einer der aktivsten Vulkane Islands, von dem schon länger vermutet wird, dass er eigentlich mal wieder dran wäre. Direkt daneben, unter dem Gletscher Eyjafjallajökull sitzt, tja, der Eyjafjallajökull. Immerhin erspart uns das einen weiteren unaussprechlichen Namen. 

Weiter ging es über eine Hochebene, dann ein weiterer steiler Anstieg, eine weitere Ebene voller Geröll. Langsam machten die Beine darauf aufmerksam, dass sie sonst mit 15 Kilo weniger unterwegs sind, die nun auf meinem Rücken saßen. Nach einem weiteren Anstieg war mir erstens wieder eingefallen, warum die meisten Leute mit Stöcken wandern, wenn sie viel Gepäck tragen und hatte ich zweitens die Dampfschwaden entdeckt, die in immer kleiner werdender Entfernung vom Gestein aufstiegen. Zwischen den beginnenden Schneefeldern rauchte und qualmte es unaufhörlich und der Boden war wunderbar warm, wenn man die Hand darauflegte. Noch letztes Jahr hat es einigen Wanderern die Rucksäcke geschmolzen, die sie auf dem heißen Grund abgestellt hatten, so erzählte es mit später der Hüttenwirt. Gleich darauf erschienen hinter dem neuen Lavafeld auch Magni und Móði, die zwei neuen Krater, die es erst seit dem Ausbruch 2010 gibt. Wo das Gestein noch warm ist, schmilzt das Eis natürlich umso schneller und so war neben dem Wind ein stetiges Blubbern, Pusten, Plätschern und Knacken zu hören.



Immer weiter ging der Weg im Slalom über rutschige Schneefelder mit teils abenteuerlichen Eisbrücken über die kleinen Eiswasserströme, die talwärts sich ihren Weg bahnten. Irgendwann erreichte ich dann die kleine Hütte am Fimmvörðuháls-Pass, wo ich mit 20 anderen müden Wanderern überwiegend aus Deutschland, aber auch aus den USA, Niederlanden und Dänemark die Nacht verbrachte. Hüttenwirt Uwe ist ebenfalls Deutscher, kommt aber seit Jahren jeden Sommer nach Island, um Hüttenwirt zu spielen. Beim Aufwärmen an einer Tasse Tee und mit etwas Warmem im Magen kursierten allerlei Wandergeschichten und Uwe erzählte natürlich Anekdoten vom Ausbruch: Dass die Hütte nur Asche abgekriegt hat, dass ein frisch gesetzter Markierungspfahl in Flammen aufging, weil das Gestein noch so heiß war, die Sache mit den Rucksäcken, die Pulke von Geologiestudenten, die im Sommer nach dem Ausbruch auf der Hütte nächtigten, von aufgeschmolzenen Schuhsohlen, fehlendem Regenwasser, und und und. Todmüde fielen wir in die Betten. Nur - einer schnarcht immer. Grmpf.

Nach dem Sonnenschein am Vortag war der nächste Tag ein eher weniger schönes Erwachen. Wasser kam zwar keins vom Himmel, aber der Wind heulte um die kleine Hütte. Kaum einen Fuß nach draußen gesetzt, wurde einem die Asche ins Gesicht geschleudert bis sie nicht nur in den Augen saß, sondern auch zwischen den Zähnen knirschte. Eingemummelt in Pulli, Jacke und Mütze und mit dem Rucksack auf dem Rücken stapfte ich langsam den Berg auf der anderen Seite herunter als der, von der ich gekommen war, immer dem Meer entgegen. In meinem Rucksack plätscherte das Wasser in meiner Wasserflasche hin und her und ein bisschen fühlte ich mich wie ein schwankendes Schiff auf Raumkurs, als ich da so langsam hinab wankte und der Wind mich von schräg hinten umpusten wollte. Langsam wurde der Schnee weniger und das Moos mehr, immer wieder Wasserfälle zwischendurch, einer schöner als der andere. Einem Amerikaner auf der Hütte zufolge sind es mindestens 37, so hatte er zumindest auf dem Weg bergauf gezählt. Das Nachzählen sparte ich mir und schoss lieber Fotos. Irgendwann wich das Moos langsam dem Gras, die ersten Schafe tauchten auf und die mir entgegen kommenden Wanderer wurden stetig mehr und hatten stetig kleinere Rucksäcke. Am Ende noch einmal ein riesiger Wasserfall, der Skogarfoss, dann nichts als Ebene mit vielen Autos, Bussen, Menschen.
Huch, hallo Welt, denke ich und pule mir eine Ladung Asche aus den Ohren.




Mittwoch, 31. Juli 2013

Unwirkliches Island

Island! Das Land meiner Träume, endlich komme ich dazu, es mir mal in echt anzuschauen und nicht nur in Gedanken in den Lavafeldern herumzuschweifen. Und Lavafelder gibt es en masse. Der Weg vom Flughafen zur nördlichsten Hauptstadt der Welt führt durch eine wahrhaftige Mondlandschaft, mit nichts als Lavabrocken bis zum Horizont oder zumindest bis zum Meer. Erstaunlich warm war es als ich ankam, 19°C und Sonnenschein, dazu eine steife Brise. Völlig baum- und strauchlos ist die Landschaft – zumindest bis man sich der Stadt nähert. Reykjavik sieht ein wenig so aus, als hätte ein Riese mit eckigen Bausteinen gespielt und sie etwas wahllos in die Lavafelder geworfen. Zwischen ihnen wachsen tatsächlich Gras und Bäume und ein bisschen ist es so wie in jeder anderen Stadt auch, nur dass der Wind so heult, dass man sich nicht sicher ist, ob es die Bäume nur im Windschatten der Häuser überleben oder ob vielleicht die Häuser ohne die Bäume weggepustet würden.

Der Campingplatz hatte noch ein Eckchen für mein kleines Zelt frei und nach einem improvisierten Abendessen und einem Stadtspaziergang stattete ich der “Vulkanshow” einen Besuch ab, ein Filmeabend mit zusammengetragenem Material von Villi Knudsen, begeisterter Vulkanfilmer. Exakt drei Leute hatten Interesse (neben mir noch zwei Belgier), so dass wir a) innerhalb von 3 Minuten unsere Vornamen ausgetauscht, b) innerhalb von 15 Minuten den ersten Brennivin getrunken hatten, isländischen Branntwein, der scherzhaft schwarzer Tod genannt wird und c) 2 Stunden später die isländische Nationalhymne und ein paar weitere Gesangseinlagen von einem reichlich beschwipsten Villi Knudsen junior vorgetragen bekamen. Es folgten philosophische Ausführungen zum Sinn und Unsinn der Geologie im Allgemeinen und dem Weltuntergang im Speziellen,die damit endeten, dass Villi eine nicht brennende Zigarette rauchte, Jun im Sessel einschlief und wir schließlich gegen 1 Uhr morgens im noch und schon Halbhellen zum Zeltplatz zurückkehrten.



Das größte Problem an der Helligkeit war indes nicht, dass ich nicht schlafen konnte, weil es zu hell war, sondern dass ich nicht schlafen konnte, weil meine Zeltnachbarn nicht schlafen konnten. Stattdessen fiel gefühlt dem halben Zeltplatz mitten in der Nacht ein, man könne ja schonmal die Zelte abbauen, mit entsprechender Geräuschkulisse.

Reykjavik zeigte sich am nächsten Morgen etwas kühler, aber genauso herrlich. Herumzulaufen ist in etwa so, als würde man einen Spaziergang durch ein riesengroßes Gewerbegebiet machen. Die Häuser sind entweder modern und sehr eckig oder sehen so aus, als hätte der Zahn der Naturgewalten schon etwas länger an ihnen genagt. Alles ist irgendwie ziemlich auseinandergezogen mit sehr viel Platz, so dass es kein Wunder ist, dass fast alle nur im Auto unterwegs sind. Gott sei Dank rettet das heimelige gemütliche Stadtzentrum den Eindruck. Alles wird überragt von der Hallgrimskirkja, einer großen graune Kirche, an der sich dank ihrer speziellen Architektur die Geister scheiden. Schlicht, hell und meisterhaft gotisch aufwärtsstrebend – sie hat etwas sehr erhabenes und irgendwie auch sehr isländisches.




Etwas, das bei keinem Reykjavik-Besuch fehlen darf, ist ein Besuch der berühmten Blauen Lagune. Diese ist ein von Meerwasser und hydrothermalem Wasser gespeiste Lagune in der Nähe des Flughafens, inmitten von Lavafeldern und so unvergleichlich blau, dass es einem vorkommt, man würde in flüssigem Himmel schwimmen. So sitzt man vergnügt im 37-40°C heißen Wasser und lässt sich den kühlen Wind durch die Haare pusten, schmiert sich mit Schlamm ein, der so wunderbar gegen so ziemlich alles helfen soll, oder lässt sich einfach auf dem Salzwasser treiben, mit Blick in die sich langsam senkende Sonne. Hundemüde und überglücklich klettert man dann irgendwann wieder an die kalte Luft, mit völlig verschrumpelten Fingern und Haaren, die sich so wuschelig und verfilzt anfühlen wie mein neu erstandener Island-Wollpulli.
Ach, Island, ich bin ja jetzt schon völlig hingerissen – wie wird das wohl weitergehen?