Sage und schreibe sieben Jahre nach
einem Schüleraustausch und darauffolgenden Besuch bin ich erstmals
wieder in Maine, es ist der erste Sommer nach zwei sehr goldenen
Herbsten mit in allen Rottönen schimmernden Bäumen. Anders ist es
und doch so vertraut. Warm und sonnig, die Stadt brummt, alle Welt
ist auf den Beinen, im Wasser, auf Fahrrädern unterwegs oder im Auto
sitzend auf dem Weg in die Ferien, große Kanus aufs Dach gebunden.
Das letzte Mal noch zu jung um Bier zu trinken, genießen wir dieses
Mal ein Glas Wein in Tricias und Angus' eigenem Haus und fühlen uns
sehr erwachsen.
Radeln durch das Zentrum und zum
Strand, Bummeln durch viele kleine süße Geschäfte, die mir noch
nie in dieser Masse aufgefallen sind. Ein Kaffee in unserem alten
Stammcafé, eine neue Lieblingseisdiele mit unglaublich vielen
Sorten, die man allesamt probieren darf, bevor man sich jemals
entscheidet und einer Portion, die eine echte Herausforderung für
die Größe meines Magens darstellte. Abends Käsespätzle in
Erinnerung an frühere Kochversuche mit einem Nudelsieb, diesmal mit
einer richtigen Spätzlereibe.
Wiedersehen mit Tricias Eltern, die uns
zu leckerem italienischen Essen ausführen, das Gefühl, als wäre
man nie weggewesen.
White Mountains/New Hampshire
Wandern zum Glen Boulder, ein nicht
furchtbar langer aber knackiger Weg. Wir kraxeln über riesengroße
Steine, springen über Baumwurzeln, klettern bis zur Baumgrenze, nur
um darüber noch weitere Bäume zu finden. Gigantische Aussichten
über sanfte Berge und Bäume bis zum Horizont, eine Straße
schlängelt sich unten durchs Tal, Blaubeeren wachsen in den Büschen.
Wir sitzen picknickend unter dem Boulder und beobachten eine finstere
Regenwolke, die aufzieht um genauso schnell zu verschwinden wie sie
gekommen ist und der Sonne das Feld zu überlassen. In strahlendem
Sonnenschein klettern wir später über eine Eisenbahnbrücke zu
einer Schwimmstelle im Fluss, herrlich erfrischend mit eingebauter
natürlicher Wildwasserrutsche über einige ausgewaschene
Granitfelsen. Trocknen auf den warmen Steinen, wer braucht schon ein
Handtuch?
Cape Cod/Massachusetts
Einer Familienzusammenführung
verdanken Tricia und ich eine Einladung nach Cape Cod, einer schmalen
Halbinsel südlich von Boston, bedeckt von Dünenhügeln, flachen
Lagunen, Strandgras und Feriensiedlungen. Hat man sich erst einmal
durch den Ferienverkehr gekämpft, möchte man nie wieder weg. Zu
zweit übernachten wir in einem winzigen süßen Cottage,
vollgestopft mit allem, was man braucht und jeder Menge lustigen
Dekogegenständen. Abends sitzen wir auf einem größenmäßig
angeglichenen klitzekleinen Holzdeck und trinken kühlen Weißwein,
während die Sonne langsam in den Schleierwolken verschwindet, die
sich am Horizont gebildet haben.
Vielleicht hätten wir Verdacht
schöpfen sollen beim Anblick der Schleierwolken – eine breite
Palette verschiedener Grautöne prägt den nächsten Tag. Bei einer
weiten Radtour entdecken wir Seehunde am Strand, mit riesengroßen
Köpfen und neugierigen Augen tauchen sie – plop – neben uns auf,
während wir durch knietiefes Wasser die Sandbank entlangwaten. Als
die Flut kommt, rauschen hundert große graue Seehunde gleichzeitig
ins Wasser und wir beinahe auch, weil die Lücke zwischen Sandbank
und Strand doch inzwischen tiefer ist als erwartet. Von Wasser von
unten, von oben und später von allen Seiten lassen wir uns nicht
entmutigen, erklimmen im Sturm den Denkmalturm der ersten Siedler,
retten uns in ein Café, schlendern durch den Ort und lachen später
in großer Familienrunde über Tagesangebote mit halben Portionen zum
reduzierten Preis.
Boston/Massachusetts
In Boston ist der Teufel los, Autos und
Menschen überall und vor dem Aquarium stehen die Leute Schlange wie
sonst vorm nur vorm Pariser Louvre oder Londons Madame Tussauds.
Bewaffnet mit Iced Coffee schlendern Tricia und ich durch kleine
Geschäfte und Parks, die Atmosphäre des warmen Sommertags
genießend. Nach abendlicher Pizza und platten Füßen wagen wir uns
zu Mike's Pastry, ein Laden, der ostküstenweit für seine Cupcakes,
Cookies und weitere süßen Schweinereien bekannt ist – und noch
nie so voll war. Draußen stehen die Menschen den Bürgersteig
entlang, während drinnen in einem Wahnsinnstempo Kekse und
cremegefüllte Waffeln in große Pappschachteln verpackt werden.
Glücklich geht es mit ebendiesen Kisten unterm Arm weiter, einmal in
die U-Bahn zum Prudential Center von dessen Bar im obersten Stock uns
die Stadtlichter glitzernd zu Füße liegen. Prost, klonk, machen die
Mojitogläser aneinander, auf ein hoffentlich baldiges Wiedersehen.
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