Montag, 23.7.2012
„Sungai Pamalian!“, sagte der hagere Bauer am
Straßenrand und deutete mit einem ziemlich
zahnlosen Lächeln (ein einzelner oberer Schneidezahn blitzte uns
entgegen) auf den Wald hinter seinem Feld. Nico brach in Jubel aus: „Endlich!“
Was war hier los? Mit dem geliehenen
Fourwheeldrive-Auto waren wir von Banjarbaru aufgebrochen und bis zu dem
Örtchen Aranjo am idyllischen Stausee des Flusses Riam Kanam gefahren. Weil die
Straße von hier ziemlich schlecht sein sollte, entschieden wir uns, mit dem
Boot auf die andere Seite des Sees zu schippern, um dort an einem Flusszulauf
namens Pamali nach der berühmten „Pamali-Brekzie“ zu suchen. Die braucht Nico
dringend für sein Projekt, denn angeblich beherbergt sie die ganzen Diamanten,
die mitgeführt in den umliegenden Flüssen gefunden werden. Den Stausee gibt es
seit 1965 und scheint ein großer Gewinn für die hiesige Bevölkerung zu sein:
Viele Fischfarmen liegen in Seitenarmen des Sees versteckt und schlanke Boote
sausen über den See um Bewohner von einem Dorf ins andere zu bringen. Teilweise
sind die kleinen Frachtboote abenteuerlich beladen mit Motorrädern, Reissäcken,
Wasserkanistern und dem ganzen Monatseinkauf plus Großfamilie. Nach etwa zwei
Stunden hatten wir die Zielbucht erreicht und hüpften an Land. Mit von der
Partie waren neben Nico und mir auch Gimin, unser Fahrer, und Adib, ein
Studienkollege von Joko, der Nico während Jokos Abwesenheit etwas helfend unter
die Arme greifen will, was leider durch chronische Missverständnisse wegen
seiner schlechten Englischkenntnisse erschwert wird. Während Gimin auf das Boot
aufpasste, schloss sich Budin (oder so ähnlich), der Bootsführer, spontan uns
an und marschierte Machete-schwingend auf Flipflops in einem wahnsinnigen Tempo
vorneweg. Schon allein um durch das dichte Gebüsch bis zum nächsten Weg
vorzudringen, brauchten wir mindestens eine Stunde. Mehrere Berge und kleine
Flüsse mussten über- bzw. durchquert werden und kurzerhand stiegen Nico und ich
auf Sandalen um, um nicht mit den Wanderstiefeln um jede Wasserlache
herumklettern zu müssen, sondern einfach mittendurch planschen zu können. Meine
neuen Trekkingsandalen, pottenhässlich wie Trekkingsandalen nunmal sind, aber
eben auch sehr bequem und praktisch, bewährten sich außerordentlich. Adibs
Bügelfaltenhose und Glattlederhalbschuhe, Resultat eines weiteren
Missverständnisses, erwiesen sich als weniger praktisch.
Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichten wir
den breiten Weg, der uns zur besagten Farm und dem gesuchten Fluss führte. Aber
– zu früh gefreut. Die Pamali-Brekzie war nicht zu finden, trotz stundenlangem
Waten im Fluss. Dieser war stellenweise so tief, dass das Waten schon fast in
Schwimmen überging. Wenigstens war das angenehm kühl bei den tropischen
Temperaturen. Die Flüsse verliefen leider irgendwie gar nicht so wie in den
Arbeiten beschrieben und trotz langer Suche war die Pamali-Brekzie nicht zu
finden. Ziemlich erledigrt machten wir uns auf den Rückweg Richtung Boot und
schlugen uns wieder quer durch das Dickicht, in das Budin versuchte mit der
Machete eine Schneise zu schlagen.
Zu allem Überfluss fing es auch noch an in Strömen zu gießen, so dass wir irgendwann völlig durchnässt, dreckig, mit vom Dornendickicht verursachten Kratzern und der Aussicht, nochmal hierher kommen zu müssen, wieder das Boot erreichten. Eine kleine Badeaktion verwandelte uns wieder ein bisschen in menschliche Wesen und ein heißer Kaffee, auf dem Spirituskocher zubereitet, weckte die Lebensgeister wieder etwas. Gimin, der den ganzen Tag auf dem Boot gechillt hatte, konnte nicht umhin, bei unserem Anblick einen Lachkrampf zu bekommen. Erstaunlicherweise kann einem sogar bei hiesigen Temperaturen etwas kühl werden, wenn man im Fahrtwind auf dem Bootsdach sitzt – das stellte ich dann auf der Rückfahrt fest.
Zu allem Überfluss fing es auch noch an in Strömen zu gießen, so dass wir irgendwann völlig durchnässt, dreckig, mit vom Dornendickicht verursachten Kratzern und der Aussicht, nochmal hierher kommen zu müssen, wieder das Boot erreichten. Eine kleine Badeaktion verwandelte uns wieder ein bisschen in menschliche Wesen und ein heißer Kaffee, auf dem Spirituskocher zubereitet, weckte die Lebensgeister wieder etwas. Gimin, der den ganzen Tag auf dem Boot gechillt hatte, konnte nicht umhin, bei unserem Anblick einen Lachkrampf zu bekommen. Erstaunlicherweise kann einem sogar bei hiesigen Temperaturen etwas kühl werden, wenn man im Fahrtwind auf dem Bootsdach sitzt – das stellte ich dann auf der Rückfahrt fest.
Pamali-Brekzie, Teil 2 folgte am nächsten Tag.
Diesmal mit dem Fourwheeldrive-Auto, damit wir uns die Stunde Fußmarsch vom See
zum Weg sparen konnten. Diesmal waren Nico, die Machete und ich allein
unterwegs und nachdem wir gefühlte hundert kleine Bäche und Flüsse
hochgewandert und dutzende Male im Dickicht steckengeblieben waren oder von
fiesen Rattandornen festgehalten worden waren, fanden wir sie – die
Pamali-Brekzie! Olé-olé, Freudentanz – aber Moment: Sollte dieses Zeugs
wirklich die Pamali-Brekzie sein (Nicht-Geologen können gerade mal weghören),
das a) wenig wie ein Gestein aussah, b) noch weniger wie eine Brekzie, c) am
ehesten ein Konglomerat aber vielleicht auch d) einfach Boden sein könnte, aber
dann e) doch irgendwie ein bisschen zu hart dafür war und f) vielleicht
wiederum zu weich für ein kretazisches Gestein? Aaaah, Feldkoller!
Die Idee auf direktem Wege zum Auto
zurückzulaufen endete in einem Dickicht, in das Nico mit der Machete quasi ein
Loch hackte, damit wir da wieder herauskommen. Zurück beim Auto angekommen
hatten wir vor allem Durst, Hunger und immer noch keine sichere Antwort darauf,
ob das nun die berühmte Pamali-Brekzie war.
Nur ein weiterer Experte konnte hier helfen
und so fuhren wir mit dem inzwischen eingetroffenen Joko ein weiteres Mal zum
Riam Kanam. Inzwischen kannten wir fast sämtliche getrampelten Kuhpfade der
Gegend (ohne die ginge hier gar nichts!) und waren in Windeseile im Zielgebiet
– und das sogar ohne Machete! Viele Diskussionen später stand die Meinung fest:
Sie musste es einfach sein. Das war das Startsignal für eine mehrstündige
Sandwaschaktion mit der Goldwaschpfanne. Leider waren die Diamanten noch
schwieriger aufzuspüren als die Brekzie und so mussten wir mit einer Tüte
schwarzem Sand vorlieb nehmen, der ohnehin für wissenschaftliche Zwecke der
entscheidendere Faktor war. Vielleicht, vielleicht haben wir ja beim nächsten
Mal mehr Glück!
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