Montag, 16.7.2012
Motorräder über Motorräder auf den Straßen,
zweirädrig, dreirädrig, vierrädrig. Sie brummen vor und hinter uns, manche
überholen uns, manche überholen wir. Wahnsinn, wiviele Menschen auf so ein
Gefährt passen, eine ganze Großfamilie, wenn man etwas zusammenrückt. Zwei
Erwachsene und 3 Kinder – locker. Ein dutzend Hühner in Drahtkäfigen – kein
Problem. Eine Tür, quer vorne im Fußraum liegend – klar, besonders
windschnittig. Helme sind in der Minderheit, aber es gibt sie. Ungefähr genauso
wie die Anschnallgurte in Autos, die gibt es auch und trotzdem sind sie in der
Minderheit. Der Fahrer schnallt sich nur an, damit das nervige Gepiepe in den
neueren Autos aufhört.
Ansonsten ist Indonesien eigentlich gar nicht
so anders. Die Menschen fahren irgendwie zur Arbeit, sei es per Auto, Motorrad,
Fahrrad oder zu Fuß. Wer was auf sich hält, investiert sein Geld in einen
dicken Jeep-ähnlichen Geländewagen, der selbst für hiesige Straßenverhältnisse
völlig überkandidelt ist. Wie bei uns (zumindest war es mal so) die Kirche das
wichtigste Gebäude in jedem Dorf ist, ist es hier die Moschee, und statt
automatischem Kirchengeläut ruft viermal täglich der Muezzin vom Tonband zum
Gebet. Kinder spielen fangen, Jugendliche treffen sich zum Volleyball, nachdem
sie in einer Karawane mit Fahrrädern von der Schule nach Hause gefahren sind.
Und dann... ist es doch so anders. Natürlich
viel wärmer, mollige 31°C im Schatten, ein bisschen feuchter auch, so ungefähr
wie die Luft in einem Schwimmbad, aber eigentlich gar nicht so schlimm, solange
man sich nicht unnötig viel bewegt. Die Sonne geht früh unter, um 19 Uhr ist es
stockeduster und zwar ziemlich fix – eigentlich weiß man sowas, aber es
überrascht einen dann doch wie früh und schnell das geht. Bananenstauden stehen
am Straßenrand und Früchte, locker so groß wie zwei Menschenköpfe, werden an
Ständen angeboten. Manche Frauen tragen bunte Kopftücher, aber ganz ohne sich
zu verhüllen, eher als modisches Accessoir, reich bestickt und in allen Farben.
Je ländlicher die Gegend, desto neugieriger werden wir beäugt von den
Dorfbewohnern und ganz besonders den Kindern. Gelacht wird viel, manchmal auch
gewunken, willkommen im Land des Lächelns!
Sonntag bin ich nach einem sehr langen Flug
über Dubai in Jakarta angekommen und wurde am Flughafen sehr nett von Joko
empfangen. Er brachte mich zum Hotel, wo ich mich erstmal etwas ermattet eine
Stunde aufs Ohr haute, bevor ich von Joko, Jokos Schwester Renee und ihrem Mann
Angus, sowie ihrem Sohn, der Geburtstag hatte, zum Essen ausgeführt wurde. Es
ging in ein kleines Restaurant in der Satellitenstadt Tembareng im Großraum
Jakarta, wo neben Nasi Goreng auch weitere mir unbekannte Köstlichkeiten
aufgetischt wurden, so z.B. Reis-Fisch-Pastete eingewickelt in Bananenblättern
als Vorspeise und zum Nachtisch zuckrig frittierte Bananenscheiben, sowas von
lecker!
Am nächsten Tag brachte mich Joko frühmorgens
durch dichten Verkehr zum Flughafen, von dem aus es nach Banjarmasin auf Borneo
ging. Den Großteil der Zeit in Indonesien werde ich hier in Kalimantan, dem
indonesischen Teil Borneos verbringen. Nachdem das Flugzeug mit einer recht
sportlichen Landung in Banjarmasin gelandet war, holte mich Nico ab und wir
luden erstmal das Gepäck in unserem süßen kleinen Hotel ab, bevor wir mit
Gimin, dem für die Feldarbeit angeheuertem Fahrer und Bekannten von Joko, zum
Essen fuhren. Unser Ausgangsort für die Feldarbeit ist die von Banjarmasin
etwas weiter landeinwärts gelegene Stadt Banjarbaru. Unser Hotel ist knuffig, aber
leider internetlos, weshalb ihr meine Artikel wahrscheinlich auch zukünftig nur
mit Verspätung lesen könnt und ich gleich mehrere auf einmal posten werde, wenn
ich dann endlich mal Zugang zur virtuellen Welt organisiert habe.
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