Donnerstag, 19. Juli 2012

Ein Motorrad für alle Fälle

Montag, 16.7.2012
Motorräder über Motorräder auf den Straßen, zweirädrig, dreirädrig, vierrädrig. Sie brummen vor und hinter uns, manche überholen uns, manche überholen wir. Wahnsinn, wiviele Menschen auf so ein Gefährt passen, eine ganze Großfamilie, wenn man etwas zusammenrückt. Zwei Erwachsene und 3 Kinder – locker. Ein dutzend Hühner in Drahtkäfigen – kein Problem. Eine Tür, quer vorne im Fußraum liegend – klar, besonders windschnittig. Helme sind in der Minderheit, aber es gibt sie. Ungefähr genauso wie die Anschnallgurte in Autos, die gibt es auch und trotzdem sind sie in der Minderheit. Der Fahrer schnallt sich nur an, damit das nervige Gepiepe in den neueren Autos aufhört.

Ansonsten ist Indonesien eigentlich gar nicht so anders. Die Menschen fahren irgendwie zur Arbeit, sei es per Auto, Motorrad, Fahrrad oder zu Fuß. Wer was auf sich hält, investiert sein Geld in einen dicken Jeep-ähnlichen Geländewagen, der selbst für hiesige Straßenverhältnisse völlig überkandidelt ist. Wie bei uns (zumindest war es mal so) die Kirche das wichtigste Gebäude in jedem Dorf ist, ist es hier die Moschee, und statt automatischem Kirchengeläut ruft viermal täglich der Muezzin vom Tonband zum Gebet. Kinder spielen fangen, Jugendliche treffen sich zum Volleyball, nachdem sie in einer Karawane mit Fahrrädern von der Schule nach Hause gefahren sind.

Und dann... ist es doch so anders. Natürlich viel wärmer, mollige 31°C im Schatten, ein bisschen feuchter auch, so ungefähr wie die Luft in einem Schwimmbad, aber eigentlich gar nicht so schlimm, solange man sich nicht unnötig viel bewegt. Die Sonne geht früh unter, um 19 Uhr ist es stockeduster und zwar ziemlich fix – eigentlich weiß man sowas, aber es überrascht einen dann doch wie früh und schnell das geht. Bananenstauden stehen am Straßenrand und Früchte, locker so groß wie zwei Menschenköpfe, werden an Ständen angeboten. Manche Frauen tragen bunte Kopftücher, aber ganz ohne sich zu verhüllen, eher als modisches Accessoir, reich bestickt und in allen Farben. Je ländlicher die Gegend, desto neugieriger werden wir beäugt von den Dorfbewohnern und ganz besonders den Kindern. Gelacht wird viel, manchmal auch gewunken, willkommen im Land des Lächelns!

Sonntag bin ich nach einem sehr langen Flug über Dubai in Jakarta angekommen und wurde am Flughafen sehr nett von Joko empfangen. Er brachte mich zum Hotel, wo ich mich erstmal etwas ermattet eine Stunde aufs Ohr haute, bevor ich von Joko, Jokos Schwester Renee und ihrem Mann Angus, sowie ihrem Sohn, der Geburtstag hatte, zum Essen ausgeführt wurde. Es ging in ein kleines Restaurant in der Satellitenstadt Tembareng im Großraum Jakarta, wo neben Nasi Goreng auch weitere mir unbekannte Köstlichkeiten aufgetischt wurden, so z.B. Reis-Fisch-Pastete eingewickelt in Bananenblättern als Vorspeise und zum Nachtisch zuckrig frittierte Bananenscheiben, sowas von lecker!

Am nächsten Tag brachte mich Joko frühmorgens durch dichten Verkehr zum Flughafen, von dem aus es nach Banjarmasin auf Borneo ging. Den Großteil der Zeit in Indonesien werde ich hier in Kalimantan, dem indonesischen Teil Borneos verbringen. Nachdem das Flugzeug mit einer recht sportlichen Landung in Banjarmasin gelandet war, holte mich Nico ab und wir luden erstmal das Gepäck in unserem süßen kleinen Hotel ab, bevor wir mit Gimin, dem für die Feldarbeit angeheuertem Fahrer und Bekannten von Joko, zum Essen fuhren. Unser Ausgangsort für die Feldarbeit ist die von Banjarmasin etwas weiter landeinwärts gelegene Stadt Banjarbaru. Unser Hotel ist knuffig, aber leider internetlos, weshalb ihr meine Artikel wahrscheinlich auch zukünftig nur mit Verspätung lesen könnt und ich gleich mehrere auf einmal posten werde, wenn ich dann endlich mal Zugang zur virtuellen Welt organisiert habe.

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