Donnerstag, 19. Juli 2012

Oder einfach querfeldbeet

Mittwoch, 18.7.2012
Was für ereignisreiche Tage! Und was für ein wahnsinniges Land, wo einfach alles wächst und gedeiht! Mimosen am Wegesrand, die kleinlaut die Köpfe einziehen und sich vor Schreck zusammenfalten, wenn man sie berührt. Chilis auf Feldern, Auberginen und Erdnusspflanzen ebenso. Die Frucht, die so groß ist wie zwei Menschenköpfe, schmeckt auf den ersten Bissen übrigens süßlich und auf den zweiten Bissen etwas gärig-schimmelig und bei genauerem Überlegen über diesen seltsamen Geschmack kommt man auf den Gedanken von „verwesendes Tier“. Angeblich musste mal ein komplettes Passagierflugzeug evakuiert werden, nachdem das Reisemitbringsel eines Touristen in Form einer solchen Frucht (hier heißt sie Nanka) anfing zu gären...





Zusammen mit Gimin, unserem Fahrer, düsen wir nun täglich in der Umgebung herum, um in geologischen Karten beschriebene Gesteinseinheiten wiederzufinden und damit Nico seine Sande beproben kann. Aufschlüsse sind hier so eine Sache, sie sind meistens unter einer meterdicken Erdschicht begraben und wenn sich doch mal ein Steinchen an die Erdoberfläche wagt, dann ist es von soviel Regen, Sonne und hohen Temperaturen meist schon so verwittert, dass es beim bloßen Hochheben in der Hand zerfällt. Auf der Suche nach irgendwas, was dem Begriff Aufschluss würdig ist, muss meistens erst eine gute Strecke mit dem Auto zurückgelegt und manchmal auch zu Fuß weitergestapft werden. Ein solcher Ausflug führte uns vorgestern durch ein kleines Wäldchen bis an einen Fluss, der sich seinen Weg durch Geröll und Steinblöcke bahnte. Während Nico die Einsatzmöglichkeiten für seinen Geologenhammer erprobte, nahm ich ein erfrischendes Bad, was ich gefühlt nach dem Abstieg eigentlich nochmal gebraucht hätte. Sagte ich die Temperaturen seien erträglich? Nicht wenn man auf die Idee kommt durch Wald auf Berge zu klettern! Wenn ich Wald meine, dann ist das übrigens nicht gleich Regenwald und Dschungel – auch wenn wohl jeder Wald in diesen Gefilden für Europäer immer gleich ziemlich nach Regenwald aussieht. Der Großteil der Insel besteht aus offenem Gelände, das für Agrarwirtschaft genutzt wird und auf dem die in kleinen Dörfern wohnenden Bauern ihre kleinen Felder bewirtschaften. Große Flächen, wo wahrscheinlich früher durchaus Regenwald war, sind mit riesigen Palmölplantagen bepflanzt und um Flüsse herum finden sich häufig sumpfige Wiesen mit Wasserflächen, die von Holzhäuschen auf Stelzen umgeben sind.
Einige dieser Sümpfe, zum Beispiel in der Gegend von Cempaka, werden von Arbeitern auf der Suche nach Gold, Platin und Diamanten aufgegraben und Sand und Erdreich gewaschen und durch Teppiche gesiebt, um das kostbare Material herauszusammeln. An vielen Flüssen findet man rustikal aussehende Waschtrommeln, in denen das Gold gewaschen wird. Die „Minen“ sehen hier also sehr anders aus, als die typischen kreisrunden kilometertiefen Löcher, die man von Bildern aus Südafrika kennt. Von den Arbeitsbedingungen her ist die Arbeit wohl aber genauso hart und uneinträglich, viele hocken den ganzen Tag im warmen, trüben Sumpfwasser und waschen mit hölzernen Goldwaschpfannen die Diamanten – mit Glück finden sie vielleicht mal einen winzigen pro Tag. Trotzdem lachten uns heute zahlreiche zahnlose Gesichter entgegen, als wir durch ein Gewirr von Sumpfinselchen zu ihnen vordrangen, um die nächsten paar Diamanten für Nicos Projekt zu kaufen.




Die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft ist wirklich enorm, viele haben hier nichts und freuen sich trotzdem, wenn sie unentgeltlich helfen können. Gestern landeten wir auf der verzweifelten Suche nach einer bestimmten Gesteinseinheit bei einer Bauernfamilie, die ein Reisfeld erntete. Die kleine hutzelige Frau zeigte uns total begeistert den Weg zu „batu batu“, also „vielen Steinen“, und so zogen wir unter großem Gelächter der gesamten Familie Schuhe und Strümpfe aus und marschierten durch knietiefes Wasser über ihr Reisfeld zur anderen Seite. Nach der Durchquerung eines kleinen Kautschukwäldchens und vorbei an ein paar Palmölpalmen sahen wir tatsächlich ein paar kleine Steine – leider nicht die, die Nico suchte und auch leider nur als Bröckchen am Boden. Also sind wir mit ziemlich dreckigen Füßen zurückgestapft und durften unter großem Gekicher ausprobieren, wie man auf traditionelle Art mit einem kleinen Messer Reis erntet. Zu unserem Entsetzen wurde auch noch Nanka-Frucht angeboten, die nur Gimin total begeistert aß. Breit lachend setzte sich die Frau ihren traditionellen Reishut auf, damit wir mit ihr ein Foto schießen konnten, bevor wir uns per Auto auf den Weg zurück in die Stadt machten

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