Mittwoch, 18.7.2012
Was für ereignisreiche Tage! Und was für ein
wahnsinniges Land, wo einfach alles wächst und gedeiht! Mimosen am Wegesrand,
die kleinlaut die Köpfe einziehen und sich vor Schreck zusammenfalten, wenn man
sie berührt. Chilis auf Feldern, Auberginen und Erdnusspflanzen ebenso. Die
Frucht, die so groß ist wie zwei Menschenköpfe, schmeckt auf den ersten Bissen
übrigens süßlich und auf den zweiten Bissen etwas gärig-schimmelig und bei
genauerem Überlegen über diesen seltsamen Geschmack kommt man auf den Gedanken
von „verwesendes Tier“. Angeblich musste mal ein komplettes Passagierflugzeug
evakuiert werden, nachdem das Reisemitbringsel eines Touristen in Form einer
solchen Frucht (hier heißt sie Nanka) anfing zu gären...
Zusammen mit Gimin, unserem Fahrer, düsen wir
nun täglich in der Umgebung herum, um in geologischen Karten beschriebene
Gesteinseinheiten wiederzufinden und damit Nico seine Sande beproben kann.
Aufschlüsse sind hier so eine Sache, sie sind meistens unter einer meterdicken
Erdschicht begraben und wenn sich doch mal ein Steinchen an die Erdoberfläche
wagt, dann ist es von soviel Regen, Sonne und hohen Temperaturen meist schon so
verwittert, dass es beim bloßen Hochheben in der Hand zerfällt. Auf der Suche
nach irgendwas, was dem Begriff Aufschluss würdig ist, muss meistens erst eine
gute Strecke mit dem Auto zurückgelegt und manchmal auch zu Fuß weitergestapft
werden. Ein solcher Ausflug führte uns vorgestern durch ein kleines Wäldchen
bis an einen Fluss, der sich seinen Weg durch Geröll und Steinblöcke bahnte.
Während Nico die Einsatzmöglichkeiten für seinen Geologenhammer erprobte, nahm
ich ein erfrischendes Bad, was ich gefühlt nach dem Abstieg eigentlich nochmal
gebraucht hätte. Sagte ich die Temperaturen seien erträglich? Nicht wenn man
auf die Idee kommt durch Wald auf Berge zu klettern! Wenn ich Wald meine, dann
ist das übrigens nicht gleich Regenwald und Dschungel – auch wenn wohl jeder
Wald in diesen Gefilden für Europäer immer gleich ziemlich nach Regenwald
aussieht. Der Großteil der Insel besteht aus offenem Gelände, das für
Agrarwirtschaft genutzt wird und auf dem die in kleinen Dörfern wohnenden
Bauern ihre kleinen Felder bewirtschaften. Große Flächen, wo wahrscheinlich
früher durchaus Regenwald war, sind mit riesigen Palmölplantagen bepflanzt und
um Flüsse herum finden sich häufig sumpfige Wiesen mit Wasserflächen, die von
Holzhäuschen auf Stelzen umgeben sind.
Einige dieser Sümpfe, zum Beispiel in der
Gegend von Cempaka, werden von Arbeitern auf der Suche nach Gold, Platin und
Diamanten aufgegraben und Sand und Erdreich gewaschen und durch Teppiche
gesiebt, um das kostbare Material herauszusammeln. An vielen Flüssen findet man
rustikal aussehende Waschtrommeln, in denen das Gold gewaschen wird. Die
„Minen“ sehen hier also sehr anders aus, als die typischen kreisrunden
kilometertiefen Löcher, die man von Bildern aus Südafrika kennt. Von den
Arbeitsbedingungen her ist die Arbeit wohl aber genauso hart und uneinträglich,
viele hocken den ganzen Tag im warmen, trüben Sumpfwasser und waschen mit
hölzernen Goldwaschpfannen die Diamanten – mit Glück finden sie vielleicht mal
einen winzigen pro Tag. Trotzdem lachten uns heute zahlreiche zahnlose
Gesichter entgegen, als wir durch ein Gewirr von Sumpfinselchen zu ihnen
vordrangen, um die nächsten paar Diamanten für Nicos Projekt zu kaufen.
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